DLF, Kulturzeit,1.1.2024; Christiane Florin im Gespräch mit Transformationsbegleiterin Stella Schaller:
„Warum wir konstruktive Zukunftsvisionen brauchen“
Veränderungsbereitschaft ist eine Frage der Persönlichkeit. Sogenannte Realutopisten beschreiben, „was ab heute realistische Entwicklungen sind, die uns in die Zukunft führen.“ Ihre Message: „Das Morgen wird heute gestaltet!“ Es geht darum, dass Menschen eigene Visionen entwickeln und dabei vom Fühlen zum Handeln kommen.
In unserem Umfeld gibt es immer wieder „Real-Utopien“ zu entdecken, kleine Keime von Lösungen oder Pilotprojekten, die eine bessere Logik in sich tragen als das, was wir heute als „Mainstream“ kennen: vom Permakulturgarten bis zum Unternehmen mit Gemeinwohlbilanz. „Die Keime des Neuen sind bereits da, das macht Hoffnung!“ meint Stella Schaller, und „Was wäre es, wenn all das, was schon da ist, ineinandergreift?“ Viele Lösungen müssen gar nicht erst neu erfunden werden.
Es brauche allerdings systemischen Druck aus der Gesellschaft, damit wir „die großen Veränderungshebel umlegen“. Mit weniger Fokus auf den individuellen Fußabdruck als auf die systemischen Rahmenbedingungen. Und dennoch sei wirtschaftliches, politisches oder privates Engagement kein entweder oder: Man kann sich privat engagieren, aber auch politisch, in einer Organisation, in einem Unternehmen den Wandel anstoßen. Wir brauchen überall Menschen, die sich für unsere Zukunft einsetzen.
Dabei sei wichtig zu wissen, das jeder Transformationsprozess mit Angst einher geht. Dies einfach wegzudrücken, zu ignorieren, führt nicht dazu, dass wir diese Ängste konstruktiv nutzen können, betont Schaller. Es sei deshalb wichtig, diesen Gefühlen in unserer Zeit Bedeutung beizumessen. Unter anderem sieht sie Bürgerräte als ein tolles selbstermächtigendes Format, um Fragen zu klären. Oder die Methode der Soziokratie, bei der nicht Mehrheiten entscheiden, sondern Widerstände gemessen werden. Ist der Widerstand zu groß, müssen andere Lösungen gefunden werden, um Minderheiten mitzunehmen. Unser Gehirn fokussiere evolutionsbedingt vor allem auf Gefahren. „Wir müssen aktiv trainieren, neben den Problemen auch auf die Lösungen zu sehen.“ So werden wir deutlich handlungsfähiger.
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