3.12. Allgäu FairNetzt Hoigarta: Die Letzte Generation – eine Zumutung?

Samstag, 3.12.2022, 18:30 Uhr
Live vor Ort: Piepmatz, Zwingerstraße 1, 87435 Kempten
Online via Zoom: Wenn Ihr online teilnehmen möchtet, meldet Euch gerne per E-Mail (info@allgaeu-fairnetzt.org) an, der Zugangslink wird Euch dann zugeschickt.

Der nächste Allgäu FairNetzt Hoigarta widmet sich einem aktuellen Thema, das die Menschen sehr bewegt und das seit einigen Wochen sehr kontrovers diskutiert wird: der Widerstand der Gruppe Letzte Generation mit Mitteln des zivilen Ungehorsams. Die Runde soll einen Austausch und gegenseitiges tiefes Zuhören ermöglichen. Es werden Mitglieder der Gruppe Letzte Generation anwesend sein, Menschen, die ihnen nahe stehen und Menschen, die diese Weise des Widerstands kritisch sehen.  Fühlt Euch herzlich eingeladen, Euch auch mit Euren ganz persönlichen Meinungen und Gefühlslagen in dieser Runde zu zeigen.

Nachfolgend ein persönlicher Aufruf von Boris Winkelmann, der dieses Thema bei Allgäu FairNetzt eingebracht hat. Es soll ein erster Input für den Austausch sein. Es werden beim Hoigarta alle Meinungen, Haltungen und Anschauungen willkommen sein:

* * * * * * * * * * * * * * * * * * *
Eine Zumutung! Und eine Einladung!

Was sollen wir davon halten, wenn Menschen sich auf die Straße kleben und Bürger:innen damit aufhalten, die vielleicht pflichtbewusst auf dem Weg zur Arbeit sind. Wie ist das zu bewerten, wenn Museen und Kunstwerke zur Bühne erklärt werden, um Aufmerksamkeit für ein ganz anderes Thema zu schaffen. Ist das OK, wenn die Institutionen, die Politik, die Presse, quasi wir alle genötigt werden, sich mit diesen Menschen und ihrer Botschaft zu beschäftigen? Ist das einfach nur naiv? Unverschämt? Frech? Kriminell?

Es ist jedenfalls eine Zumutung!

Ja, es ist eine Zumutung, uns so vehement und penetrant daran zu erinnern: „Wir sind auf dem Highway in eine Klimahölle und haben den Fuß auf dem Gaspedal“ (UN-Generalsekratär Guterres zur Eröffnung des aktuellen Klimagipfels). Eine Zumutung, uns an die hunderttausenden von Opfern zu erinnern, die unser dekadenter Lebensstil und unsere Lethargie der letzten 30 Jahre schon jetzt jährlich zu verantworten hat. Eine Zumutung laut auszusprechen, wovor die Wissenschaft verzweifelt warnt: Dass Milliarden von Leben auf dem Spiel stehen (wenn man gnädigerweise nur die menschlichen zählt). Dass die Zukunft unserer Kinder auf dem Spiel steht, in einer Welt, die noch in diesem Jahrhundert so heiß wird, dass wir um Wasser, Nahrung, und menschliche Werte bangen müssen – wenn wir nicht voll auf die Bremse treten. (Lest Euch den Climate Endgame Report von 2022 durch!)
Eine Zumutung, wenn wir darauf hingewiesen werden, dass wir schicksalhafte Entscheidungen dieser Zeit den wirtschaftlichen Interessen von Lobbyvertretungen überlassen – während wir uns das Drama vom gemütlichen Sessel aus anschauen.

In Zumutung steckt MUT! Der Mut dieser Menschen, uns ihre Sorge und ihre Verzweiflung zu offenbaren. Der Mut für unser aller Recht auf Zukunft wirklich aufzustehen und die Konsequenzen dafür zu tragen – ohne vor den persönlichen Risiken einzuknicken. Der Mut daran zu glauben, dass wir uns unsere Stimme und unseren Einfluss zurückholen können. Der Mut, zu glauben, dass konsequent zukunftstaugliche Entscheidungen in Energiewirtschaft, Industrie, Mobilität, Land- und Bauwirtschaft, etc. möglich und mit gerechtem sozialem Umbau vereinbar sind. Dass wir den Akteur:innen diesen Wandel zumuten – und dabei sehr viel gewinnen können, bzw. müssen!

Man mag die Methoden der „Letzten Generation“ gut finden oder ablehnen. Die „Zumutung“ durch diese Menschen im friedlichen zivilen Widerstand ist jedenfalls ein Aufruf, ein Weckruf an unseren eigenen Mut. Sie haben ein Feuer entfacht, dem wir nun unserer Holz auflegen müssen. Jetzt können wir zeigen, wie ernst wir es wirklich meinen und was auch wir wirklich bereit sind zu investieren.
Wenn wir jetzt nicht auch aufstehen und uns wirklich zeigen – dann habe ich noch wenig Hoffnung, dass wir es überhaupt jemals tun, bevor es zu spät ist.
Ich fühle mich schuldig daran, wenn diese Menschen und ihre Stimmen niedergestraft werden. Denn sie tun das auch für mich. Und tun das, weil ich zu lange schon schweige.

Darum bitte ich Euch als Teil einer Gemeinschaft, die dieselben Werte und Ziele teilen:
Lasst uns JETZT mit aufstehen und Zeichen der Solidarität mit den Anliegen der Menschen im zivilen Widerstand demonstrieren! Indem wir auf die Straße gehen und uns in Presse und Öffentlichkeit zu Wort melden und die Aufmerksamkeit wieder auf die Themen lenken, die dahinter stehen. Wir können diese Menschen entlasten, indem wir unsere Stimmen in die Waagschale werfen, um die Mitte der Gesellschaft zu überzeugen, dass wir nun alle aufstehen und handeln müssen.

Dafür laden wir ein zu einer großen Zusammenkunft aller Beteiligten des Netzwerkes – um entsprechendes miteinander zu diskutieren und zu planen – und die Synergie des Netzwerkes für unsere gemeinsamen Ziele endlich zu nutzen.

Boris Winkelmann

Scroll to Top