Bärbel Endraß, Bio-Bäuerin aus Leutkirch, warnt davor, dass gentechnikfreundliche Lobbyisten immer gezielter die Bio-Szene ins Visier nehmen und hier geschickt für ihre Interesse werben. So nutzen Vertreter des sogenannten „Öko-Progressiven-Netzwerk e.V.“ beispielsweise eine bundesweite Ökojunglandwirte-Tagung im November dazu, für ihre Position zu werben. Das Problem dabei: Obwohl die Tagung von den führenden Ökoverbänden Demeter, Bioland, Naturland usw. ausgerichtet wird, ist zu dem geplanten Workshop mit dem Thema „Ist grüne Gentechnik vereinbar mit dem Ökolandbau?“ kein professioneller Kritiker der Neuen Gentechnik eingeladen.
Bärbel Endraß hat dafür kein Verständnis: „VertreterInnen des sogenannten Öko-Progressiven Netzwerks treten seit längerem bei Jugendverbänden wie Grüne Jugend, FFF, oder jetzt auch bei den Öko-JunglandwirtInnen auf und versuchen, die Meinung der Industrie jugendsalonfähig zu machen. Da könnte man auch einfach die PR-Leute von Bayer und BASF einladen und mit denen einen Workshop machen. Aber weil das niemand machen würde (das sind ja die Bösen), hat die Industrie das Netzwerk von ‚öko-progressiven‘ JungwissenschaftlerInnen kreiert“, kritisiert die engagierte Biobäuerin.
Ziel der Lobbyisten ist es, die Deregulierungspläne der EU zu unterstützen. Dabei handle es sich um den „Versuch, diese Technik als super nachhaltig (natürlich risikolos) und unverzichtbar für eine Ökologisierung der Landwirtschaft zu präsentieren“, erläutert Endraß. Dafür seien junge Menschen empfänglich. „Dass dieses öko-progressive Netzwerk bei einer Ökojunglandwirte-Tagung jetzt ein ganzes Seminar / Workshop bekommt, ist der Hammer“, meint sie.
Die Einladung des „Öko-Progessiven Netzwerks“ sei schon von einigen Leuten kritisiert worden, aber das Veranstalter-Team halte dennoch an seiner Einladung fest und meine selber der Propaganda widerstehen zu können. Endraß: „Für mich stellt sich die Frage, wer diese Tür bei den jungen ÖkolandwirtInnen aufgemacht hat und ob den jungen LandwirtInnen klar ist, wen sie da rein lassen. Das sind PR-Profis.“
Da Bioland, Demeter und Naturland Kooperationspartner sind und die Tagung mitfinanzieren, bittet die überzeugte Gentechnik-Kritikerin Verbraucher und Landwirte dringend, bei den jeweiligen Bundesverbänden nachzufragen und zu betonen, dass man nicht einverstanden sei, dies mit Mitgliedsbeiträgen und mit dem Verbandsnamen zu unterstützen.
Hier können Sie die Petition „Nicht hinter unserem Rücken. Kein Freifahrtschein für neue Gentechnik in unserem Essen!“ unterzeichen und damit die Verantwortlichen in der Politik, insbesondere Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir und Bundesumweltministerin Steffi Lemke auffordern, sich für die Beibehaltung der Regulierung der neuen Gentechniken einzusetzen.