Neue EU-Regelungen setzen gentechnikfreie Lebensmittelproduktion aufs Spiel 

Mit dem Ziel, bei Verbrauchern, Landwirten und Lebensmittelerzeugern ein kritisches Bewusstsein gegenüber dem neuen Gesetzesentwurf der EU-Kommission zu schaffen und die Kommunalpolitik auf die Brisanz des Themas hinzuweisen, hatten mehrere Organisationen den Agrarreferent Harald Ulmer vom BUND Naturschutz am 19. Juli 2023 ins Grüne Zentrum nach Immenstadt eingeladen. Er informierte über die neuen Methoden der Gentechnik und deren unterschätze Risiken. 

Insbesondere kritisierte Ulmer, dass die Züchtung mit gentechnischen Verfahren im Gesetzentwurf mit konventioneller Züchtung gleichgestellt werde. Dies würde bedeuten: keine Risikoprüfung, keine Kennzeichnungspflicht und somit auch keine Rückverfolgbarkeit mehr! Verbraucher hätten damit kein Wahlrecht mehr, sich bewusst für Lebensmittel ohne Gentechnik zu entscheiden. Das gleiche gilt für Landwirte in Bezug auf Saatgut oder Futtermittel ohne Gentechnik. Das gut eingeführte und bekannte Siegel Lebensmittel ohne Gentechnik wäre somit wertlos.

Bio-Bäuerin Karin Agerer, Sprecherin der Initiative GENial – Gentechnikfreies Allgäu, sieht nicht nur die ökologische, sondern auch die konventionelle gentechnikfreie Landwirtschaft dadurch massiv gefährdet. „Wie können wir gentechnikfrei arbeiten, wenn wir nicht wissen, ob Saatgut und Futtermittel gentechnisch verändert sind und ohne Kennzeichnung auf den Markt kommen?“, formulierte Agerer die Sorgen aller anwesenden Bauern. Dass Patente auf gentechnisch veränderte Pflanzen die Sortenvielfalt bedrohen und damit die Abhängigkeit der bäuerlichen Landwirtschaft von großen Agrarkonzernen als Patentinhabern fördern, komme noch hinzu, so Agerer. „Das kann niemand in der Region wollen“, lautete das Fazit des Abends. 

Wie geht es weiter? Der Landkreis Oberallgäu ist seit 2009 gentechnikfreie Fütterungs- und Anbauregion. Dies wurde durch die Selbstverpflichtungserklärung der Landwirte und den damals einstimmigen Beschluss des Kreistages erreicht. Dies gilt es zu erneuern und die neuen Gentechnikmethoden mit einzubeziehen. Vorbild ist der Landkreis Miesbach, der erst kürzlich seinen Beschluss parteiübergreifend aktualisiert und dabei auch die Neue Gentechnik mit aufgenommen hat. 

Die Anwesenden des Infoabends erhoffen sich nun das gleiche starke Zeichen im Landkreis Oberallgäu, der mit dem Stellvertretenden Landrat Roman Haug und einigen Kreisräten an dem Abend vertreten war. Haug sprach sich deutlich dafür aus und empfahl, auch das gesamte Allgäu sowie die angrenzenden Nachbarregionen in solch einen Verbund mit einzubeziehen.

Link zu Präsentation des Vortrags „Agro-Gentechnik – Natürlich geht’s ohne“

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