Standhaft: Landkreis Oberallgäu bleibt gentechnikfreie Region!

Erleichterung im Arbeitskreis Gentechnikfreies Allgäu: Der Landkreis Oberallgäu widersetzt sich den Bestrebungen auf EU-Ebene, die Gesetze zur Regulierung der Gentechnik, die dem Schutz von Verbrauchern und Natur dienen, aufzuweichen. Bis zur Kreistagssitzung am 15.12.23 führten die VertreterInnen des Arbeitskreises GENial und politische VertreterInnen viele Gespräche, um ein breites politisches Bündnis zu schaffen und so einen Kreistagsbeschluss herbeizuführen, der an den bisherigen Regelungen festhält und im Oberallgäu den Einsatz von Gentechnik in der Lebensmittelproduktion und als Tierfutter weithin ablehnt.

Der Antrag (hier nachzulesen) wurde nicht nur von einzelnen PolitikerInnen mit eingereicht, sondern auch von Unterstützergruppen und -verbänden wie der BN Kreisgruppe Kempten-Oberallgäu. Um die Auswirkungen und die Risiken vor Augen zu haben, eröffnete ein Vortrag von Dr. Then (Geschäftsführer der Nichtregierungsorganisation Testbiotech e.V. – Institut für unabhängige Folgenabschätzung in der Biotechnologie und Sprecher des internationalen Bündnisses No Patents on Seeds) diesen Tagesordnungspunkt der Kreistagsitzung. Nach einer längeren Diskussion wurde mit zwei Gegenstimmen (AFD und FDP) der Antrag wohlwollend verabschiedet und damit das Bekenntnis zum Gentechnikfreien Landkreis erneuert und auf die Methoden der Neuen Gentechnik erweitert.

Über diesen Schritt ist auch die BN Kreisgruppe froh und wird sich weiter gegen die Agro-Gentechnik mit ihren Auswirkungen stellen. Denn auch neue Gentechnik ist alles andere als nachhaltig, es lassen sich damit weder Pestizide reduzieren noch das Klima schonen. Der wahre Zweck wird gerne verschleiert: Durch neue Gentechnik gezüchtete Pflanzen lassen sich patentieren und erhöhen somit die Konzerngewinne durch Reduktion auf wenige, genetisch monotone Sorten mit Urheberschutz. Dies ist ein „massiver Angriff auf die Saatgutautonomie der Landwirte und auf jegliche Grundlage nachhaltiger Landwirtschaft: Biodiversität und Artenvielfalt“ betont der Demeter e.V. als ältester Bioverband in Deutschland.

Noch ist diese Gefahr nicht gebannt, denn aktuell hat der Umweltausschuss des EU-Parlaments am 24.1.2023 für eine weitgehende Deregulierung von Pflanzen gestimmt, die durch neue Gentechnik (NGT) gewonnen werden.
Stimmt das Plenum des EU-Parlaments Anfang Februar den Vorschlägen dieses Ausschusses zu, würden die Interessen von Verbrauchern und Lebensmittelherstellern erheblichen Schaden erleiden, da die Kennzeichnungspflicht entfällt und eine Trennung der Linien der Lebensmittelproduktion kaum noch möglich wäre, meint der unabhängige Gentechnikexperte Christoph Then. Er warnt, die jetzt anstehende Entscheidung auf EU-Ebene „könnte schwerwiegende und fast irreversible Folgen für künftige Generationen haben“ (mehr erfahren).

Leider haben die Bauernproteste in Bezug auf Gentechnik auch eine schlechte Nebenwirkung. Wie in der AZ vom Montag 15.1.24 zu lesen ist, sollen nach dem Willen des landwirtschaftlichen Sprechers der FDP Gero Hocker die Rahmenbedingungen für die Landwirte verbessert werden. Dazu gehören insbesondere eine Angleichung von Produktionsstandards im gemeinsamen EU-Binnenmarkt und die Beseitigung von Hemmnissen bei neuen Technologien wie moderne Züchtungsmethoden (=Neue Gentechnik).
Damit wird noch immer nicht der Tatsache Rechnung getragen, dass die Neue Gentechnik neben den Risiken für Verbraucher und Natur den bäuerlichen Betrieben noch mehr Preisdruck bringt und nur den Agrogentechnikkonzernen und industriellen Agrarbetrieben nützt.

Anders als bei den Bauernprotesten ging es dem Agrarbündnis „Wir haben es satt“ am vergangenen Wochenende in Berlin nicht um spontane Kundgebungen. Die Forderungen sind vielmehr einen Umbau der Landwirtschaft, die Förderung kleinbäuerlicher Strukturen, mehr Klimaschutz, Tierschutz und Artenschutz sowie eine ökologische und sozial-gerechte Agrarwende. Moto der Kundgebung ist in diesem Jahr: „Gutes Essen braucht Zukunft – für eine gentechnikfreie, bäuerliche und umweltverträgliche Landwirtschaft“.

Auch das Kommissariat der deutschen Bischöfe spricht sich für einer gentechnikfreie Landwirtschaft aus (hier nachzulesen).

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