Mitte September trafen sich bei uns Initiativen, die sich für ein nachhaltiges Leben stark machen, zum Vernetzen.
Einen Impuls wollten wir setzen, auf dass sich die vielen Initiativen und Organisationen miteinander verbinden, die sich hier im Allgäu für ein alternatives, wertschätzendes, nachhaltiges Leben engagieren. Doch jetzt, Freitag abend um sechs, überwiegt Nervosität. Kommen alle, die zugesagt haben? Wir verschieben die offizielle Begrüßung nach hinten und laden die Ankommenden gleich zum Gemüseschneiden ein. Schnippeldisco hieß der erste Programmpunkt: Warm werden, ins Gespräch kommen und das Gemüse für die Suppe am Samstag abend klein machen.
Später in der Turnhalle setzen wir das Kennenlernen fort: Gut 50 Menschen sind von außen gekommen (dazu viele aus der Gemeinschaft und von Projekt Peace), von Initiativen, aber auch Einzelne, die sich orientieren wollen. „Ich kenn fast Keinen“, sagt Marianne überrascht angesichts der vielfältig bunten Mischung: Vertreten sind Attac, Gemeinwohlökonomie und Grundeinkommen ebenso wie Artabana, gewaltfreie Kommunikation, Bildunginitativen, der faire Handel, das nachhaltige Allgäu, Tierrechts-Aktivisten, Permakulturisten, Abfallvermeider und klassische Naturschützer. Eine geographische Aufstellung zeigt, dass Kempten, Immenstadt und Füssen stark vertreten sind, während es Richtung Norden langsam ausdünnt.
Langsam ein Netz knüpfen
Am Samstag morgen kommen noch einige neue Gesichter hinzu und es wird ernst mit dem Vernetzen. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde und einem Impulsreferat von Geseko von Lüpke verteilen sich die rund 80 Anwesenden auf zwei Angebote (und einen Open Space für „was immer dort passieren möge“). Sie gehen das Vernetzen aus zwei Richtungen an: in einem Dragon Dreaming Prozess und in dialogischen Schritten, die (wie schon das Kennenlernen) von Sarina Gisa und Simon Neitzel vom Ravensburger Verein Wir und Jetzt moderiert werden. Sie leisten in Oberschwaben und am Bodensee seit Jahren Vernetzungsarbeit und haben dabei Vieles ins Leben gebracht. Mit Hilfe der Beiden stellen wir fest, welche Themen und Herausforderungen die Initiativen gemeinsam haben (Schnittmengen), sammeln Ideen, welche gemeinsamen Aktivitäten sich daraus ergeben könnten, um schließlich beim konkreten Aufbau einer Netzwerkstruktur anzukommen, die dies alles auch leisten kann.
Etwas detaillierter: Ein Bedürfnis vieler Initiativen ist es, aktive MitmacherInnen zu finden. Zu sechst sitzen wir im Austausch darüber auf der Terasse und kommen schnell zum Generationenkonflikt: Die Alten bremsen mit ihren Bedenken die Jungen aus anstatt ihnen Freiräume zu lassen. Die Alten fühlen sich mit ihren Erfahrungen (was geht und was nichts bringt) nicht wertgeschätzt. Da hilft nur Offenheit, Austausch und ein Stück Loslassen. Wichtig ist es auch, MitmacherInnen wertzuschätzen und gemeinsam zu feiern. Eine konkrete Anregung steht schließlich ebenfalls auf unserem Poster: Einen Mail-Verteiler schaffen, der Interessierte monatlich informiert, was im kommenden Monat ansteht an diversen Mitmachmöglichkeiten, Aktionen, Demos etc.
Bald hängen zahlreiche Poster wie unseres an den Wänden der Sulzbrunner Turnhalle: Über die Aufgaben und Funktionen, die eine mediale Netzwerkplattform erfüllen könnte. Über mögliche Leuchtturmprojekte, an denen mehrere Initiativen gemeinsam arbeiten, und die die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Nach dem Abendessen dann die Zusammenschau: Die Dragon Dreaming Gruppe bringt ihre Träume ein, über das öko-soziale Allgäu im Jahr 2054. Im Open Space entstand ein großes Spinnennetz aus Schilfhalmen und Wollfäden, das jetzt die Stirnwand der Turnhalle ziert. Und auf den Plakaten über die mögliche Netzwerkstruktur und die dazugehörige Medienplattform stehen erste Namen: Menschen, die Verantwortung übernehmen und mithelfen wollen, die nächsten Schritte zu gehen. Denn die Arbeit fängt jetzt erst an.
Markt der Möglichkeiten
Am Sonntag konnten sich die Organisationen und Initiativen in der Sulzbrunner Turnhalle interessierten Besuchern vorstellen. Rund 500 kamen über den Tag verteilt, besuchten die zahlreichen Vorträge und Workshops und nutzten den Raum für Gespräche. Gleichzeitig hatten die Initiativen noch einmal ausführlich Gelegenheit sich untereinander noch besser kennenzulernen.
Unser Fazit: Es war ein erfolgreicher erster Aufschlag, der Impuls, den wir uns wünschten, ist gesetzt. Jetzt wollen wir unseren Teil dazu beitragen, das er nicht verpufft, sondern ins Allgäu hinaus wirkt.